Friesland / Frisia: Leeuwarden

Die Bilder entstanden Anfang August 2020.
The pictures were taken in early August 2020.

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(Dokkum — Wierum — Holwerd — Leens)

Leeuwarden ist die Hauptstadt der niederländischen Provinz Friesland. In der Utrechter Union 1579 schlossen sich bekanntlich die nördlichen Provinzen der habsburgischen Niederlande zusammen und schüttelten in der Folge die Herrschaft der spanischen Krone ab. Oberste Repräsentanten der neu entstandenen Konföderation waren die Statthalter der Provinzen (immer aus dem Haus Nassau bzw. Oranien) — von denen es aber jeweils maximal zwei gab. Dem Statthalter der größten Provinz, Holland, unterstanden vier weitere, nur zwei Provinzen, Friesland und Groningen (mit Drenthe), unterhielten einen gemeinsamen eigenen. Dabei ist Friesland die einzige Provinz, in der die Statthalterwürde während der Dauer der alten Republik (1579-1795) nie ausgesetzt war. Der vorletzte Statthalter von Friesland, Wilhem IV. von Oranien-Nassau, wurde 1729 auch wieder Statthalter von Groningen und 1747 der übrigen Provinzen. Auch sein Erbe Wilhelm V. folgte — als letzter Statthalter — in allen Provinzen nach. Die Statthalter heißen so, weil sie ursprünglich Vertreter des Fürsten (zuletzt also der Krone Spanien waren). Nach der Unabhängigkeit war die Errichtung einer Republik nicht geplant, man kam nur irgendwie nie dazu, einen neuen Oberherrn zu finden. Tatsächlich stellte die faktisch erbliche Statthalterwürde weiterhin ein quasi-monarchisches Element dar, bei gleichzeitig starker Stellung der Ständevertretungen auf Provinz- wie Bundesebene.

Leeuwarden is the capital of Friesland (Frisia), one of the provinces making up the present-day Kingdom of the Netherlands. As you may know the northern provinces of the Habsburg Low Countries in 1579 formed the Union of Utrecht and proceeded to shake off the rule of the Spanish crown. Thereafter the highest representatives of the newly formed republic were the governors of the provinces, known as stadhouders in Dutch, or stadtholders in English. They are so called because originally they „held the place (stad = English „stead“)“ of the prince, who in the 16C was the King of Spain in his capacity as Duke of Burgundy. When they achieved their independence the United Provinces were not actually planning to become a republic; they just never got round to finding a suitable new overlord. Always provided by the House of Nassau-Orange and in practice hereditary, the stadtholders continued to represent a monarchical element, though this was counterbalanced by a strong position of the estates both within the provinces and at the federal level. There were only ever two stadtholders at a time, that of the largest of the provinces, Holland, who also ruled three other provinces, and that of Frisia, who also ruled Groningen and Drenthe. As it happens Frisia is the only one of the United Provinces where there were stadtholders throughout the duration of the old republic (1579-1795). The penultimate incumbent, William IV, in 1729 was also once more recognised by Groningen and Drenthe and in 1747 by the other provinces. His heir William V succeeded him in all the provinces too.

Die Vereinigten Provinzen Ende des 18. Jhs.
The United Provinces at the end of the 18C

Leeuwarden
Leeuwarden: Grote of Jakobijnerkerk

Ursprünglich Kirche der Dominikaner, auch Jakobiner genannt.
Started life as the town’s Greyfriars Church. The Grey Friars (Dominicans) were also known as Jacobins.

Leeuwarden: Grote of Jakobijnerkerk

Es war spät, und die Kirche natürlich verschlossen. Wenn man denn auf die andere Seite dieser Wand gelangen könnte, dann würde man das hier sehen (und kapieren, warum das große Fenster zumauert ist):

It was quite late in the day, and of course the church was locked. If you could get to the other side of that wall, this is what you would find (and you would realise why that big window is bricked up):

Leeuwarden, Grote Kerk: Orgel (38 / iii + P; Christian Müller 1738)
Foto: Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed
Leeuwarden: Stadhuis

Das Rathaus von Leeuwarden, erbaut 1715.
The town hall, built in 1715.

Leeuwarden: Stadhouder Willem Lodewijk (1560 Dillenburg – 1620 Leeuwarden)

Das 1906 enthüllte Standbild stellt Wilhelm Ludwig von Nassau-Dillenburg dar. Sein Onkel Wilhelm I. von Oranien übertrug ihm die Verteidigung Frieslands gegen die Truppen der Krone Spanien. Statthalter Frieslands von 1584 bis zu seinem Tod 1620 in dem lila Gebäude ganz rechts, wurde er friesisch als Us Heit (Unser Vater) bekannt.

Unveiled in 1906, the statue depicts William Louis of Nassau-Dillenburg. William I of Orange, his uncle, entrusted him with the defense of Frisia against the forces of the Spanish crown. He was stadtholder of Frisia from 1584 until his death in 1620 in the puce-coloured building to the right and became known locally as Us Heit (Frisian for Our Father).

Leeuwarden: Stadhouderlijk Hof (Hotel Princenhof)

Das lila Gebäude war Residenz der Stadthalter von Friesland (und Groningen). Sein jetziges Aussehen verdankt es langweiligen Umbauten des 18. und 19. Jhs. 1971 verkaufte es die Krone an die Stadt, 1995 eröffnete hier ein Hotel.

The puce-coloured building was where the stadtholder of Frisia (and Groningen) resided. Its present appearance is the result of boring alterations in the 18th and 19th centuries. In 1971 the Crown sold it to the municipality, and in 1995 it became a hotel.

Die Darstellung des 17. Jhs. zeigt die Residenz des Stadthalters, wie sie zur Zeit Wilhelm Ludwigs aussah.
This 17C image records the appearance of the stadtholder’s residence as William Louis knew it.

Leeuwarden: Stadhuis

Am rückwärtigen Flügel des Rathauses prangt das Stadtwappen, goldener Löwe auf blau. Bedeutet „leeuw“ im Niederländischen doch soviel wie „Löwe“. Etymologisch ist der Löwe im Wappen von Leeuwarden freilich wohl so fehl am Platz wie der Bär im Berliner Wappen. Ursprünglich gab es drei Siedlungskerne an einem Meeresarm (wohl einer Flußmündung), der damals — vor tausend und mehr Jahren — weit ins Binnenland reichte und später verschwand. Sie lagen auf Wierden (das Wort lautet deutsch und niederländisch gleich), hochwassersicheren Siedlungshügeln, oft künstlich angelegt oder erhöht, wie hier im meeresnahen Flachland üblich und vor dem Bau der Deiche zwingend. Die betonte Silbe kann dabei je nach Ort und Epoche im germanischen Sprachraum so ziemlich jeden Vokal annehmen. Es kommen auch Wart und Wurt vor, verwandt ist das -werth oder -wörth, das in deutschen Orts- oder Flurnamen höhergelegenen Grund an oder im Wasser, oft Flußinseln bezeichnet, ebenso -werder und englisch -worth. (Der deutsche Wikipedia-Artikel zu „Warft“ — ein anderer Ausdruck für Wierden — bestreitet die Verwandtschaft und verweist auf Grimms Wörterbuch, dessen Ausführungen — siehe die Einträge zu „werder“ und „wurth“ — ich aber anders verstehe; wobei offenbar dem gemeinsamen Stamm nicht irgendetwas Wasserbautechnisches zugrunde liegt, sondern die Idee des Schutzes. So bedeutet die Endung –worth in englischen Ortsnamen offenbar „Einfriedung“.) Hier in Friesland steckt das Wort in Ortsnamen wie Bornwird oder Holwerd — die Stadt selbst heißt friesisch Ljouwert. An afrikanische Raubkatzen dachten die ersten Bewohner wohl eher nicht, als der Name aufkam. Darüber, was sie stattdessen im Kopf hatten, gibt es wie im Berliner Fall diverse Mutmaßungen, aber letztlich weiß es keiner. (Nicht gerade hilfreich finde ich die nach allgemeinem Dafürhalten erste Erwähnung von Leeuwarden, datiert auf etwa 825: Ego Folcmar de fresia tradidi ad scm Bon. in villa Lintarwrde terram pascualem sex boum. „Ich, Folkmar aus Friesland, habe dem hl. Bon[ifatius] im Dorf Lintarwrde Weideland für sechs Rinder übertragen.“ Mit dem heiligen Bonifatius, damals schon lange tot, ist die Abtei Fulda gemeint, da war und ist Friesenapostel Bonifatius nämlich begraben. Das Wort wrde — wohl „uurde“ zu lesen und „wurde“ zu sprechen: zwischen v und u wurde wie im klassischen Latein nicht unterschieden — ist so oder ähnlich vielfach belegt und entspricht ohne Zweifel dem Suffix -werd/-wert/-wird/-warden. Da dieser Passus ein Eintrag unter vielen ähnlichen in einer Liste ist, die laut Überschrift die Besitztümer der Abtei eben in Friesland aufführt, muß Lintarwrde dort zu suchen sein. Daß sich Lintar– unter Verlust der markanten Mittelkonsonanten zu Leeu-/Ljou– abgeschliffen haben soll, will mir allerdings nicht ohne weiteres einleuchten. Tatsächlich stammt der zitierte Passus aus dem im 12. Jh. entstandenen sogenannten Codex Eberhardi, einer Regestensammlung — sie gibt die Besitztitel nicht im Wortlaut wieder, sondern kurz zusammengefaßt. Ursprünglich war die Schenkung des Folkmar also ein viel längerer Text, aus dessen Einzelheiten sicher weitere Rückschlüsse über Lintarwrde gezogen werden könnten — angefangen damit, ob der Schreiber des Codex den Namen richtig wiedergibt. Wir haben dieses Original aber nicht.)

The back wing of the town hall features the town’s coat of arms — that would be „azure, a lion rampant or [i.e. gold]“ if my shaky grasp of English heraldic jargon serves. Of course „leeuw“ is the Dutch for „lion“. Alas, etymologically that heraldic lion probably has as much justification as the bear in the coat of arms of Berlin — in other words, none. The place grew out of three distinct settlements situated on the shore of an inlet (presumably an estuary) which in the distant past — a thousand and more years ago — reached far inland and which has since disappeared. The setttlements sat on mounds called wierden in Dutch — raised areas, often artificially created or augmented, which in the days before the dikes were the only protection against flooding. In the various Germanic idioms and depending on time and place the accented syllable can in fact take just about any vowel. According to Grimms Wörterbuch (the massive etymological dictionary of the German language compiled by the Brothers Grimm — they of the fairy tales — and still, as far as I am aware, unsurpassed) the basic concept underlying the word stem is that of protection. Thus in English placenames the ending –worth (Tamworth, Kenilworth) apparently designates an enclosure. Here in Frisia the raised dwelling mounds show up in placenames like Holwerd or Bornwird; Leeuwarden itself is called Ljouwert in Frisian. Presumably the original inhabitants did not have African predatory cats in mind when they came up with the name. As to what they were really thinking there are, as in the case of Berlin, a number of theories, but ultimately no one knows. (What is generally assumed to be the first known mention of the place, dated to about 825, is not to my mind very helpful: Ego Folcmar de fresia tradidi ad scm Bon. in villa Lintarwrde terram pascualem sex boum. „I, Folkmar of Frisia, have made over to Saint Boniface grazing land for six heads of cattle in the village of Lintarwrde.“ The saint is shorthand here for Fulda Abbey in Hesse, where Boniface, killed decades earlier while missionising in Frisia, is buried. The „w“ is literally a „double u“ — so wrde is „uurde“, with the first „u“ acting as a consonant; feel free to choose either English „w“, which gives you the pronunciation „wurde“, or English „v“. This word wrde, attested frequently in this or similar form, no doubt corresponds to the –werd/-wert-/wird/-warden/[-worth] suffix in question. And since in the source this entry is part of a long list of similar ones recording possessions of the abbey in Frisia it is indeed there that Lintarwrde must have been located. But could Lintar– really have eroded to Leeu-/Ljou-, losing those rather prominent middle consonants? That I find less plausible. The document quoted — the so-called Codex Eberhardi — in fact dates from the 12C and contains not the original deeds but only summaries. So the original donation by Folkmar would have been a much longer text no doubt giving details of the property in question and providing further clues about Lintarwrde. Did the 12C scribe even reproduce the spelling correctly? But we do not have that original.)

Leeuwarden
Leeuwarden: Princessehof

Die Prinzessin, nach der das Gebäude heißt, war Marie-Luise von Hessen-Kassel (1688 Kassel – 1765 Leeuwarden). 1709 heiratete sie den Statthalter von Friesland und Groningen, Johann Wilhelm Friso von Nassau-Dietz, Fürst von Oranien. Die Ehe währte lang genug, einen Erbprinzen zu erzeugen, der 1711 schon nach dem Tod des Vaters geboren wurde (der nämlich brachte es fertig, kurz vorher beim Kentern einer Fähre zu ertrinken, mit 23). Der Kleine wurde als Wilhelm IV. neuer Statthalter. Die Regierungsgeschäfte besorgte einstweilen an seiner Statt Mutter Marie-Luise, in einer Weise, die ihr anhaltende Popularität eintrug. 1731 wurde Wilhelm volljährig. Marie-Luise räumte das Hotel Princenhof (pardon, die Statthalter-Residenz) und zog mitsamt ihrer Porzellansammlung hier ein. Da Wilhelm IV. sich auch nicht als sonderlich langlebig erwies und bei seinem Tod 1751 sein Erbe und Nachfolger Wilhelm V. wiederum gerade mal drei war, übernahm Marie-Luise von Neuem die Regentschaft, bis zu ihrem Tod 14 Jahre später. Das Haus beherbergt heute ein Porzellanmuseum, für das die Prinzessin den Grundstock legte. Als ob das für ein einzelnes Gebäude nicht Geschichte genug wäre, wurde hier 1898 auch noch der Graphiker M.C. Escher geboren.

The princess remembered in the name of the building was Marie Louise of Hesse-Kassel (1688 Kassel – 1765 Leeuwarden). In 1709 she married the stadtholder of Frisia and Groningen, John William Friso of Nassau-Dietz, Prince of Orange. This union lasted just long enough to produce an heir, born in 1711 when his father was already dead (having managed, at the age of 23, to drown when his ferry boat capsized, just weeks earlier). The little one became stadtholder as William IV. Government affairs were taken in hand by his mother, in a manner that brought her lasting popularity. In 1731 William came of age, and Marie Louise moved out of the Hotel Princenhof … no, I mean the stadtholderly palace of course, and into this place, along with her china collection. William IV did not turn out to be particularly long-lived either, and when he died in 1751 his heir and successor William V was only three. So Marie Louise became the regent once more, until her death fourteen years later. Her china forms the core of the collection of the china museum now housed in the building. As if all this were not distinction enough for one building graphic artist M.C. Escher was also born here, in 1898.

Leeuwarden: Oldehove (Aldehou)

Wie erzählt gab es drei Ur-Dörfer, aus denen 1435 die Stadt Leeuwarden gebildet wurde. Sie hießen niederländisch Oldehove (Althof), Nijehove (Neuhof) und Hoek (warum man einen Ort „Haken“, „Winkel“ oder „Ecke“ nennt, kann ich nicht ermitteln, kommt aber auch sonst vor — mindestens in „Hoek van Holland“, heute Stadtteil von Rotterdam). „Oldehove“ ist (wiederum aus nicht ganz ersichtlichen Gründen) zugleich der Name dieser Investitionsruine. Der Sage nach saß hier am Strand der Middelzee (dem erwähnten, heute verschwundenen Meeresarm) einst eine alte Frau und strickte, als, zu ihrer Verblüffung, ein Kirchturm angeschwommen kam. Der Turm gefiel der Frau, und sie rief ihm zu „Ho âlde, ho!“ (wohl friesisch ist für „He Alter, he!“). Der Turm legte an und steht seitdem wo er steht, in Oldehove (friesisch Aldehou) — ja irgendwie wurde er mit Oldehove identisch. Markant genug ist er ja. Problematisch offensichtlich auch. Daß er schief steht, sieht man sofort; schaut man genauer hin, erkennt man, er ist nicht nur schief, er ist auch krumm. Ursprünglich stand da, wo jetzt die Freifläche im Vordergrund ist, die Hauptkirche der Stadt. 1529 erhielt der Baumeister Jakob von Aachen den Auftrag zur Errichtung eines neuen Turms nach dem Vorbild des Turms des Utrechter Doms, nur möglichst noch größer, schöner, höher und überhaupt. Unglücklicherweise begann das Bauwerk, als man gerade mal zehn Meter geschafft hatte, sich zu neigen. Man paßte sich dem im weiteren Verlauf der Arbeiten an, doch verstärkte sich im Gegenzug wieder die Neigung des Turms. So konnte das natürlich nichts mehr werden und man brach das Projekt unfertig ab. Zu allem Überfluß brachte 1576 auch noch ein Sturm die Kirche zum Einsturz. Die Reste verschwanden in den Jahrzehnten danach, Hauptkirche wurde die Jakobijnerkerk.

As mentioned there were three original settlements which merged into the town of Leeuwarden, incorporated in 1435. They were called, in (a form of) Dutch, Oldehove (Old Farmstead), Nijehove (New Farmstead) and Hoek (I have no idea why you would name a place „hook“ but it has happened elsewhere — there is Hoek van Holland, now part of Rotterdam.) At the same time (and again for no really obvious reason) „Oldehove“ is also the name of the failed infrastructure project shown in the photograph. It is said that once upon a time an old woman sat knitting on the shore of the Middelzee (the vanished inlet once linking Leeuwarden to the sea) when, to her surprise, she noticed a church tower floating by. Quite liking the appearance of the tower the woman called out to it: „Ho âlde, ho!“, which appears to be the Frisian for „Hey old man, hey“! Hearing her the tower came ashore and has stood here ever since — in Oldehove (or Aldehou, in Frisian), indeed as Oldehove, having become synonymous with the place itself. It is after all quite the landmark. It also has obvious problems. That it is leaning you see at once; look more closely and you will see that it is also bent. The open area in the foreground was once occupied by the town’s principal church. In 1529 a builder named Jacob van Aken was commissioned to construct a tower modelled on that of Utrecht cathedral, only bigger and better. Unfortunately when it had reached a height of just ten metres it started to tilt. Jacob compensated for the angle, but the tower retorted by tilting some more. It won, and the project was abandoned. For good measure in 1576 a storm caused the church to collapse. Its ruins were cleared in the decades that followed, and the church of the Jacobins became the replacement principal parish church.

Leeuwarden: Oldehove

Das Bild im Bild zeigt das Utrechter Vorbild: auf soetwas war man nachvollziehbarerweise neidisch. Man fragt sich ja, wie ein Sturm es schafft, den Einsturz einer Kirche herbeizuführen. Für die Leeuwardener mag es ein kleiner Trost gewesen sein, daß auch in Utrecht ein Orkan 1674 den Einsturz des Langhauses des Doms zur Folge hatte. Es fehlt seither und der Turm steht frei, wie im Bild auch zu erkennen. Und immerhin war es offenbar möglich, den Oldehove mit Glocken zu bestücken, wohl ziemlich lauten sogar. So heißt es in der Friesenhymne It Heitelân (Das Vaterland), die wir schon in der vorangegangenen Folge studiert haben:

Dêr ´t de Aldehou syn brommen | oeren fier soms dreunt yn ´t rûn,
Dêr ´t it tilt fan fee en blommen | dêr is ´t oeral Fryske grûn!

Wo dem Aldehou sein Brummen | Stunden stolz dröhnt in die Rund,
Wo es wimmelt von Vieh und Blumen | da ist überall friesischer Grund!

The inset shows the Utrecht tower — no wonder Leeuwarden was envious. One rather marvels at a storm bringing down an entire church. People in Leeuwarden may have taken some comfort in the fact that in 1674 another one destroyed the nave of Utrecht cathedral. As you can see in the picture it has been missing ever since and the tower is now free-standing. Also it proved possible at least to hang bells in Oldehove, big ones even, it seems. You may remember the Frisian anthem, It heitelân (The Fatherland), that I made you study in the preceding episode. Another bit of it runs like this:

Dêr ´t de Aldehou syn brommen | oeren fier soms dreunt yn ´t rûn,
Dêr ´t it tilt fan fee en blommen | dêr is ´t oeral Fryske grûn!

Where the drone of Aldehou | proudly rings out the hours far and wide,
Where cattle teem and flowers | all of that is Frisian soil!

Leeuwarden: Waag

Die Stadtwaage wurde in den 1590er Jahren erbaut.
The municipal weighing house was built in the 1590s.

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